Wissensvermittlung im Finanzbereich

Übersicht

    Die letzte Finanzkrise hat die Notwendigkeit eines verstärkten Verbraucherschutzes für Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen deutlich gemacht. Seither wurden viele regulatorische und andere Initiativen ergriffen. Die Europäische Kommission sowie die drei im Rahmen des Europäischen Finanzaufsichtssystems geschaffenen Behörden (EBA, ESMA und EIOPA) räumen diesem Thema hohe Priorität ein und ihnen wurden wichtige Aufgaben im Bereich des Verbraucherschutzes und der Wissensvermittlung im Finanzbereich übertragen.

    In den letzten Jahren wurden die Aufgaben und Befugnisse der CSSF im Bereich des Verbraucherschutzes durch zahlreiche Gesetzestexte, darunter das Verbrauchergesetzbuch, erheblich erweitert. Die Rolle und Befugnisse der CSSF sind sehr breit gefächert und umfassen die Wissensvermittlung im Finanzbereich, die Bearbeitung von Kundenbeschwerden beaufsichtigter Unternehmen, die Vertretung in internationalen Gremien, die Anpassung der geltenden Vorschriften und sogar das Verbot bestimmter Produkte.

    Darüber hinaus verlangt das Gesetz vom 23. Dezember 2016 über Verbraucherkreditverträge in Bezug auf Wohnimmobilien die Ergreifung von Maßnahmen zur Förderung der Wissensvermittlung im Finanzbereich: „Die CSSF fördert Maßnahmen zur Weiterbildung der Verbraucher in Bezug auf eine verantwortungsvolle Kreditaufnahme und Schuldenverwaltung, insbesondere in Bezug auf Immobilienkreditverträge. Sie fördert die Verbreitung klarer und allgemeiner Informationen über den Kreditvergabeprozess, um Verbraucher und insbesondere diejenigen, die einen solchen Vertrag zum ersten Mal unterzeichnen, Hilfestellungen anzubieten.“

    Komitee zur Förderung des Verbraucherschutzes in Finanzfragen (das Verbraucherschutzkomitee)

    Das Thema des Schutzes der Verbraucher bei Finanzprodukten betrifft viele Aktivitätsbereiche. Folglich hat die CSSF alle wesentlichen Akteure in einem Komitee vereint. Dies ermöglicht die Diskussion verschiedener Ansatzpunkte und Herangehensweisen und gegebenenfalls die Koordinierung von Aktivitäten. So wurde im Februar 2012 das Komitee zur Förderungen des Verbraucherschutzes in Finanzfragen (Verbraucherschutzkomitee) gegründet. Unter dem Vorsitz der CSSF sind in diesem Komitee Vertreter verschiedener Behörden, Institutionen und Vereinigungen vereint.

    Ziel dieses Komitees ist es nicht, sich in die Arbeit der einzelnen Mitglieder einzumischen, sondern den Austausch von Informationen zu fördern, Verbesserungspotential zu identifizieren, bestimmte Aktivitäten zu koordinieren oder gar gemeinsame Projekte durchzuführen. Hierbei steht der Dialog im Vordergrund, wodurch konkrete Ziele erreicht werden sollen wie z.B. die Anpassung bestehender Vorschriften, die Verbesserung der veröffentlichten Informationen und die Verwirklichung gemeinsamer Projekte im Bereich der Weiterbildung in Finanzfragen usw.

    Die Mitglieder des Verbraucherschutzkomitees sind sich darin einig, dass der beste Verbraucherschutz in der Verbesserung der finanziellen Bildung der Bürger in Luxemburg besteht und diese daher absolute Priorität haben sollte. Angesichts der Vielzahl von Ministerien, Behörden und Organisationen, die im Bereich des Verbraucherschutzes in Finanzfragen und der finanziellen Bildung aktiv sind, erscheint es als wichtig, die Initiativen der verschiedenen Akteure auf der Ebene des Verbraucherschutzkomitees zu koordinieren.

    Nationale Strategie zur Wissensvermittlung im Finanzbereich und Mandat für die CSSF

    Im Rahmen seiner Arbeit hat das Verbraucherschutzkomitee eine nationale Strategie zur Wissensvermittlung im Finanzbereich entwickelt. Diese Strategie richtet sich an die gesamte Bevölkerung. Sie gibt nicht nur einen Überblick über die bestehenden Initiativen zur Finanzbildung in Luxemburg, sondern listet auch Projekte und Vorschläge auf, die für die verschiedenen Zielgruppen umgesetzt werden sollen. Ziele sind die Entwicklung von Finanzwissen bei Verbrauchern, die Förderung von verantwortungsbewusstem Finanzverhalten und die möglichst frühzeitige Vorbereitung junger Menschen auf das immer komplexer werdende wirtschaftliche Umfeld. In diesem Zusammenhang ist die Integration der Finanzbildung in die Lehrpläne der Schulen von zentraler Bedeutung. So sollte jeder Schüler der das luxemburgische Schulsystem verlässt über Kenntnisse der grundlegenden Elemente des Wirtschaftslebens verfügen und in der Lage sein, seine Einnahmen und Ausgaben zu verwalten und die richtigen Entscheidungen bezüglich seiner eigenen Finanzen zu treffen. Gemäß der nationalen Strategie soll das Verständnis grundlegender finanzieller Konzepte wie des Inflationsmechanismus oder der Verwaltung des nationalen Haushalts in die finanzielle Bildung einbezogen werden. Alle Bemühungen im Bereich der Finanzbildung sollten dazu führen, dass jedermann über ausreichend Grundkenntnisse im Finanzbereich verfügt, um sein Geld und die damit verbundenen finanziellen Risiken effektiv und verantwortungsbewusst verwalten zu können.

    Die vom Verbraucherschutzkomitee ausgearbeitete nationale Strategie zur Wissensvermittlung im Finanzbereich wurde am 17 Juli 2017 durch den Finanzminister bestätigt. Bei dieser Gelegenheit hat der Finanzminister der CSSF ein Mandat zur Weiterentwicklung der Wissensvermittlung im Finanzbereich sowie der Koordination aller Aktivitäten in Luxemburg in diesem Bereich erteilt.

    lëtzfin: nationale Finanzbildungsinitiative

    Im Rahmen ihres Verbraucherschutzauftrags hat die CSSF im November 2019 die ersten digitalen Instrumente zur Förderung der Finanzbildung in Luxemburg vorgestellt: ein neues Informationsportal www.letzfin.lu, sowie Tools zur Sensibilisierung von Menschen aller Altersgruppen für alltägliche Finanzfragen.

    Informationsportal „letzfin“

    Das Informationsportal www.letzfin.lu enthält wesentliche Informationen zu Themen, denen die meisten Menschen im Privat- und Berufsleben regelmäßig begegnen: „Geld im Alltagsgebrauch“, „Versicherungen“, „Kredite“, „Sparen und Investieren“, „Rente“, „Vorsichtsmaßnahmen“ und „Überschuldung“. Ziel ist es, die Verbraucher aufzuklären und zu schützen, indem grundlegende Finanzinformationen zur Verfügung gestellt werden. Diese sollen dem Verbraucher helfen, die eigene finanzielle Situation zu analysieren und zu verstehen und angemessene, fundierte Entscheidungen zu treffen.

    Auf diesem Portal finden Verbraucher auch praktische Tools, wie z.B. Kreditsimulatoren, Hilfe zur Aufstellung des eigenen Budgets, Fragen, um das eigene Wissen zu testen, und erklärende Videos.

    Das Informationsportal lëtzfin bildet das Rückgrat aller Initiativen die im Rahmen der nationalen Strategie realisiert werden.

    FinGoL: Das Financial Game of Life

    Das Financial Game of Life (FinGoL) ist ein dynamisches Lernspiel in Form eines „Chatbots“, das von Studenten der Luxembourg Tech School entwickelt wurde.

    FinGoL richtet sich an ein junges Publikum und ermöglicht es, das Finanzleben eines Erwachsenen sowie Finanzsituationen, welchen sich ein Erwachsener im wirklichen Leben ausgesetzt sieht, auf spielerische Weise zu simulieren. Während des Spiels müssen die Nutzer eine Arbeit finden, ihr Budget verwalten, verschiedene Finanzentscheidungen treffen und sich deren Auswirkungen stellen. Sie erhalten Informationen über die Notwendigkeit ein Budget zu führen, Grundkenntnisse über die Funktionsweise von Krediten sowie über Risiken eines sogenannten „einfachen“ Kredits. Durch verantwortungsvolles Handeln können im Verlauf des Spiels höhere Level erreicht und zusätzliche Funktionen freigeschaltet werden.

    „Lëtzfin Budget“ Anwendung: eine Anwendung zur Budgetverwaltung für Erwachsene

    Die Führung des monatlichen Budgets stellt das wichtigste Instrument zur Vorbeugung finanzieller Schwierigkeiten dar, die unter Umständen zu einer Überschuldungssituation führen können. Dieses Überschuldungsrisiko wird deutlich reduziert, wenn der Verbraucher einen klaren Überblick über seine Einnahmen und Ausgaben hat.

    Die App ermöglicht es dem Benutzer, sein Budget zu erstellen, es zu verwalten, unnötige Ausgaben zu entdecken und die eigene zukünftige finanzielle Situation vorausschauend zu planen. Die App ist in zwei Sprachen verfügbar (Französisch und Deutsch).

    „Lëtzfin Pocket money“: eine App zur Budgetverwaltung für junge Leute

    Die App „lëtzfin Pocket money“ soll junge Menschen auf die Wichtigkeit der Verwaltung ihrer persönlichen Finanzen aufmerksam machen, was durch die aktive Einbeziehung der Eltern erreicht werden soll. Das Grundkonzept der App wurde von einem Team von vier Freiwilligen im Rahmen des Lux4Good Hackathon entwickelt. Das Projekt wurde von einer Jury ausgezeichnet.

    Die App ermöglicht es jungen Menschen, die Verwendung ihres Taschengeldes oder anderer Einkommen besser zu verfolgen. Eltern übernehmen hierbei die Rolle einer Bank, um die Kinder bei der Verwaltung ihrer persönlichen Budgets zu unterstützen. Die App soll den Dialog zwischen Kindern und Eltern fördern und diese animieren über oftmals tabuisierte Geldfragen offen zu sprechen. Die Smartphones von Jugendlichen und ihren Eltern werden hierzu mittels eines QR-Codes miteinander verbunden. Die Eltern erhalten jedoch keinen Einblick in die von den Jugendlichen eingegebenen Daten.

    Mit Hilfe dieser Applikation sollen junge Menschen lernen, ihr persönliches Budget aktiv zu verwalten und somit den Wert des Geldes besser zu schätzen.

    Studien

    Verschiedene Studien mit Bezug auf die Wissensvermittlung im Finanzbereich in Luxemburg wurden veröffentlicht.

    Standard & Poor’s Global Financial Literacy Survey

    Im Jahr 2015 veröffentlichte Standard & Poors Rating Services die „S&P Global FinLit Survey“ (in englischer Sprache verfügbar). Es handelt sich dabei um die bisher bedeutendste Studie betreffend die Wissensvermittlung im Finanzbereich. Die Studie analysiert das Wissen bezüglich vier grundlegender Finanzkonzepte: Risikoverteilung, Inflation, Rechenfähigkeit, sowie Zinsen und Zinseszinsen. Die Studie basiert auf Umfragen, an der mehr als 150.000 Erwachsenen in mehr als 140 Ländern teilgenommen haben. Sie ermöglicht es, eine Rangliste der Staaten nach dem Kenntnisgrad der Bevölkerung über grundlegendes Wissen im Finanzbereich zu erstellen. Laut Standard & Poors, verfügen nur 53 % der luxemburgischen Bevölkerung über solches Wissen.

    Detaillierte Ergebnisse nach Ländern und soziodemografischen Kriterien sind im Dokument „Full Data Set“ (in englischer Sprache) verfügbar.

    Banque centrale du Luxembourg (BCL)

    Die BCL veröffentlichte Arbeitspapiere über Budgets privater Haushalte in Luxemburg, deren Schuldenlast und finanzielle Verwundbarkeit sowie eine Umfrage über das Niveau der Finanzbildung in Luxemburg.

    Publikationen